Wunsch oder Wahrheit?
Von Kerstin Elpel, Wertsteigerin für Immobilien, Century21 & Kollegen, Wilhelmshaven
Zudem sind die Hürden, die angehende weibliche Führungskräfte überwinden müssen, noch immer geprägt von Vorurteilen und Stereotypen. Leider fürchten auch viele Frauen um ihren Aufstieg aufgrund von Familienplanung. Eine kompromisslose Unternehmenskultur ist hierbei das zentrale Hindernis.
Frauen sind in der Immobilienbranche unverzichtbar
Doch es gibt Hoffnung – und sie ist weiblich:
Eine Auswertung der Studienergebnisse an Hochschulen beweist, dass immerhin 42 Prozent der Studierenden in Fächern mit immobilienwirtschaftlichem Bezug weiblich sind. In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Absolventinnen in diesen Fächern um drei Prozent gestiegen – ein kleiner Lichtblick mit viel Potenzial.
Erwiesenermaßen ist der Erfolg von diversen Teams in Unternehmen höher als der von homogenen Teams. Frauen tragen nicht nur mit ihrer emotionalen, empathischen Art und innovativen Sichtweisen maßgeblich dazu bei, sondern sind auch aufgrund ihrer Qualifikationen unverzichtbar. Davon profitieren auch die Unternehmen. Studien legen nahe, dass Firmen mit einem Frauenanteil von mindestens 30 Prozent im oberen Management bis zu 15 Prozent mehr Umsatz erwirtschaften. Unternehmen mit den höchsten Frauenanteilen im Topmanagement sind sogar bis zu 25 Prozent profitabler als die Konkurrenz.
Dass es viele sehr erfolgreiche Frauen in der Immobilienbranche gibt, zeigen das Fachportal „immobilienmanager“ und die Personalberatung Stoneset Partners. In ihrem Bericht „Die Top 25 Frauen in der Immobilienwirtschaft“ von 2020 küren sie bereits zum dritten Mal die fünfundzwanzig erfolgreichsten Frauen der Branche in verschiedenen Kategorien. Dies ist ein wichtiges Zeichen für die weiblichen Nachwuchsführungskräfte.
Viele Unternehmen befürchten jedoch Ausfälle aufgrund von Angehörigenpflege oder Kinderbetreuung. Oft aber wird vergessen, dass Kindererziehung gemeinsame Verantwortung ist, da auch Männern die Inanspruchnahme von Elternzeit zusteht. Aus meiner Erfahrung als Mutter zweier Kinder kann ich nur sagen: Familie und Karriere sind gut miteinander vereinbar, wenn das Unternehmen ein wohlwollendes, familienfreundliches Umfeld bietet.
Wie können wir den Frauenanteil in Führungspositionen erhöhen?
Ein grundlegender Wandel der Unternehmenskultur muss stattfinden. Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen müssen attraktive Arbeitsplätze und Aufstiegschancen für alle Geschlechter gewährleisten. Essenziell wichtig ist hierbei ein wertschätzendes, respektvolles Arbeitsumfeld, das flexible Arbeitszeitmodelle und eine Förderung der Work-Life-Balance ermöglicht.
Erfolgreich bewährt haben sich auch sogenannte Mentoring-Programme. Beispielsweise hat die EBZ Business School in Bochum mit ihrem Frauen-Mentoring-Programm für Studentinnen der immobilienwirtschaftlichen Studiengänge einen wichtigen Meilenstein in der Nachwuchsförderung geschaffen. Auch firmeninterne Förderungs- und Schulungsprogramme sind eine gute Option. Projekte wie diese vermitteln den Nachwuchstalenten nicht nur wertvolles Wissen und Einblicke in die Führungsebene, sondern zeigen ihnen auch bedeutende weibliche Vorbilder der Branche. Zudem ist es unabdingbar, so früh wie möglich ein gutes Netzwerk aufzubauen, auch um gegenseitige Unterstützung zu leisten.
Und wer in der Branche hoch hinaus will, soll auch dafür entlohnt werden. Die „Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V.“ vergeben jedes Jahr einen Nachwuchsförderpreis für herausragende Studienleistungen von Studentinnen mit immobilienwirtschaftlichem Bezug.
Nicht zuletzt aber müssen wir das Ansehen der Branche wieder positiv besetzen. Wir müssen junge Frauen für die Immobilienbranche begeistern und motivieren, wenn wir die Führungsebene langfristig mit qualifizierten Mitarbeiterinnen besetzen wollen. Zudem müssen wir es schaffen, den Nachwuchstalenten zu mehr Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen zu verhelfen und ihr Vertrauen in eigene Kompetenzen zu stärken.